Moderner Kinderschutz befasst sich mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen die Kinder heute aufwachsen. Er bündelt die unterschiedlichen Bereiche von primärer, sekundärer und tertiärer Prävention zu einem vernetzten Hilfeangebot für Eltern, Kinder, Familien und Fachkräfte. Moderner Kinderschutz verbindet Sozialarbeit, Beratung, Therapie, Elternbildung und die Vermittlung von weitergehenden Hilfen, um dem jeweils individuellen Bedarf und dem fachlichem Interesse an vorbeugenden Maßnahmen konkret zu entsprechen.

Im Zentrum des Kinderschutzes stehen das Kind und seine Familie. Moderner Kinderschutz ist orientiert an der Alltagswelt und an den individuellen Problemen von Kindern und Familien, er beteiligt die Ratsuchenden an der Gestaltung des Hilfeprozesses, unterstützt die Eltern bei der Realisierung von professionellen Hilfen und beteiligt die mit dem Kind und den Eltern im Kontakt stehenden Personen und Institutionen am Hilfeprozeß. Das Ziel des Kinderschutzes ist es, die Eltern in einen notwendigen Veränderungsprozess aktiv mit einzubeziehen und die Selbsthilfekräfte der Familie derart zu stärken, dass sie ohne oder auch mit professioneller Hilfe die anstehenden, zum Teil sehr schwierigen Aufgaben erfolgreich bewältigen können.

Moderner Kinderschutz fordert und fördert eine Verantwortungsgemeinschaft zugunsten der Kinder. In diesem Sinne haben Kinderschutzberatungsstellen die immer komplexer werdende Aufgabe , Gefährdungen von Kindern zu verhindern oder zumindest zu begrenzen, Schädigungen zu reduzieren und Wiederholungen abzuwenden.

Wichtig für alle Beteiligte ist, nicht zu warten bis Risiken tatsächlich Kinder gefährden, sondern selbst soweit als möglich an einer verändernden Gestaltung des Alltages mitzuwirken. Das heißt auch, gegebenenfalls selbst Beratung zu suchen oder als Vermittler für gefährdete Kinder und Familien mögliche Hilfeinstitutionen anzusprechen oder auch selbst die Familien zu begleiten.

Vor dem Hintergrund der immer noch aktuellen Medien- und Fachdiskussionen um vielfältige schwerwiegende Kinderschutzprobleme und Kindeswohlgefährdungen gilt es, die heutigen Rahmenbedingungen, unter denen Eltern und Kinder gegenwärtig leben, kritisch zu hinterfragen und mögliche Defizite öffentlich zu machen. Nur gemeinsam kann ein Veränderungsprozess im Sinne der Kinder und Familien konstruktiv gelingen. Wer Kindern und Eltern früh helfen will, muss also selbst aktiv werden.

Unsere heutige Gesellschaft stellt hohe Erwartungen an die Eltern, für deren Einlösung sie selbst auf vielfältige Weise beitragen kann. Eltern sind für ihre Kinder die wichtigsten und zentralen Bezugspersonen. Sie gilt es zu stärken und zu begleiten, damit sie Kraft und Ausdauer finden und weitere Kompetenzen entwickeln um Kinder fördernd und schützend zu erziehen. Eltern tragen die Verantwortung für die Erziehung und das Wohlergehen ihrer Kinder.

Unterstützung bei der Erziehung gab es zu allen Zeiten und gibt es auch heute für viele Eltern und Familien, sei es durch Verwandte, Freunde, Nachbarn oder Fachkräfte aus den verschiedenen Institutionen. Wenn diese nicht vorhanden ist, ist es besonders wichtig, eine solche Hilfe mit ihnen zu organisieren. Eltern haben ein Recht auf professionellen Beistand damit sie den zunehmend komplexeren Anforderungen im Erziehungsgeschehen Stand halten können.

Wenn Eltern eigene Überforderung und Hilflosigkeit im Umgang mit ihren Kindern bemerken, dürfen und müssen sie sich Unterstützung holen, damit sie ihrer Erziehungsverantwortung gerecht werden können. Eltern, die sich im Interesse ihrer Kinder über gesellschaftliche Bewertungen bezogen auf eigene Hilflosigkeit hinwegsetzen, sind positive Vorbilder für ihre Kinder. Sie zeigen, dass nicht Verleugnung und Vermeidung Konflikte lösen, sondern eigenes offenes und aktives Handeln zu positven Veränderungen führt.

Die Familie durchläuft in ihrer Entwicklung, von der Schwangerschaft und Säuglingszeit über Kleinkindalter und Schulzeit bis zur Pubertät und Ablösung der Heranwachsenden verschiedene Phasen mit je eigenen Aufgaben. Jede dieser Entwicklungsstufen bietet Eltern neue Chancen, stellt sie aber möglicherweise auch vor neue Herausforderungen, die Überforderung und Stress erzeugen können und manchmal bedrohliche Lebensumstände hervorrufen. Persönliche Belastungen und Hilflosigkeit können dann in der Folge auch zu Aggressionen, Gewalt und Problem abwehrenden bzw. sich selbst und Kinder vernachlässigenden Familiendynamiken führen. Es sind Dynamiken, die schwerwiegende Beeinträchtigungen und Schädigungen aller Familienmitglieder nach sich ziehen können.

Deshalb ist es wichtig für Eltern, eigene Hemmungen und Ängste zu überwinden und aktiv Hilfe und Unterstützung für sich und die Kinder zu holen. Auch wenn Eltern aus eigenem Erleben schwierige Erfahrungen mit helfenden Institutionen und Personen gemacht oder eine solche bislang nicht in Anspruch genommen haben, sollten sie eigene Bedenken überprüfen und selbstbewusst das Recht auf Unterstützung wahrnehmen.

Wenn Eltern überfordert sind helfen Rückzug und Isolation sicher nicht, Probleme im Eltern- und Kinderleben zu bewältigen. Besser ist es, informierende und stützende Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Enttäuschungen und Schädigungen vorzubeugen. Grundsätzlich sind Kinderschutz- und Erziehungsberatungsstellen mit vielfältigen Alltagssorgen und schwerwiegenden Problemen von Eltern und Kindern vertraut, sie bieten unterschiedliche Hilfeformen an, die bei Bedarf abgefragt werden können. In vielen Fällen genügen einzelne oder wenige orientierende Gespräche zur Bewältigung aktueller Anforderungen, Konflikte oder auch Krisen.

Als Kinderschutzeinrichtung bietet das STIBB vielfältige Möglichkeiten, von offenen Informations- und Präventionsangeboten über Krisenintervention und –betreuung bis zu längerfristigen beratenden und therapeutischen Hilfen, die hier weiter auf unsere Homepage vorgestellt werden.

Wir freuen uns, wenn Sie bei Bedarf einfach Kontakt zu uns aufnehmen. Wir stehen Ihnen montags bis freitags in der Zeit von 9.00 bis 19.00 Uhr zur Verfügung.